Auszug Quartalsbericht 3Q2020

Ausblick, Überlegungen und Themen

Dividendenrendite: eine bedeutende Stabilitäts- und Ertragsquelle für das Portfolio

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Der Definition zufolge richtet sich der Fokus unserer Deep-Value-Strategie auf die Marktbereiche, die derzeit gemieden oder nicht beachtet werden. Während wir geduldig abwarten, bis einzelne Positionen ihren geschätzten wahren Wert erreichen, profitiert der Fonds von der zugrundeliegenden Dividendenrendite. Dieser wichtige Vorteil trägt zu seiner positiven langfristigen Renditeakkumulation bei. So entspricht die gewichtete aufgelaufene Brutto-Bardividende des Portfolios derzeit rund 2,5 % pro Jahr. Wenn wir annehmen, dass die an der Quelle abgezogene nicht rückforderbare Verrechnungssteuer über alle Positionen hinweg 30 % beträgt, erzielt das Gesamtportfolio eine laufende Netto-Dividendenrendite von 1,75 %. Das klingt vielleicht nicht nach viel. Für die langfristige Renditeakkumulation ist dies jedoch beachtlich, insbesondere wenn man bedenkt, wie viel sogenannte «risikoarme» langfristige Anlagen wie Staatsanleihen derzeit rentieren. Das heisst, wenn wir als Benchmark die Rendite einer 10-jährigen deutschen Bundesanleihe von -0,50 % als «risikolose» Anlage dagegenhalten, ergibt sich ein solider Renditevorteil von 2,25 % für unseren «risikoreicheren» Aktienfonds. Zusammen mit den erwarteten Kapitalerträgen unserer Portfoliounternehmen (die Staatsanleihen natürlich nicht bieten), weist unser Fonds ein sehr solides langfristiges Profil auf.

Lassen Sie uns ein paar bemerkenswerte Aspekte der Dividendenrendite erläutern. Erst einmal ist festzustellen, dass im Verlauf des Jahres 2020 die Höhe der Dividendenausschüttungen insgesamt gesunken ist, was angesichts der COVID-19-Pandemie nicht überrascht. Ein weiterer Grund war aber auch ein genereller Konjunkturabschwung, der in vielen Branchen zu beobachten war, in denen unsere Portfoliounternehmen tätig sind. Konkret haben etwas mehr als ein Fünftel unserer Portfoliounternehmen beschlossen, für die aktuelle Dividendenperiode keine oder nur geringere Dividenden auszuschütten. Aber mit der allmählichen Erholung der Wirtschaftstätigkeit werden diese virus- und konjunkturbedingten Einbussen bei den Dividenden unserer Einschätzung nach wieder ausgeglichen werden, sei es in Form von höheren Ausschüttungen oder durch die Wiederaufnahme der regulären Dividenden. Im längerfristigen Kontext betrachtet ist die aktuelle Dividendenrendite also künstlich niedrig.

Zweitens, und dies haben wir bei vielen Gelegenheiten deutlich gemacht, sind wir davon überzeugt, dass unsere Strategie der Investition in unterbewertete Aktien ein erhebliches Potenzial für das Dividendenwachstum in sich birgt, da die von uns ausgewählten Unternehmen in der Lage sind, ihre operativen Cashflows über die Zeit zu verbessern. Anders gesagt: Nicht nur ist die dem Fonds zufliessende Dividendenausschüttung in ihrer derzeitigen Höhe attraktiv, sondern wir rechnen auch damit, dass sie in Zukunft schrittweise steigen wird, und zwar über den bereits erwähnten virus- und konjunkturbereinigten Normalisierungsfaktor hinaus.

Drittens sind Dividenden ein höchst vorteilhafter Faktor für unser Cash-Management. Nehmen wir einmal für einen Moment an, dass die Fonds-Zahlungsströme und Portfolioanpassungen (d.h. Zeichnungen, Rücknahmen und eventuelle Nettotransaktionen in bestehenden Positionen) neutral sind. In diesem Fall könnten wir mit den akkumulierten Nettodividenden, die wir von unseren Portfoliounternehmen erhalten, im Prinzip während eines beliebigen 12-Monatszeitraums eine komplette zusätzliche Position anlegen. Kurz gesagt, die Zahlungseingänge aufgrund von Dividenden geben uns mehr Flexibilität und wertvolle zusätzliche Optionen für den Einsatz der verfügbaren Barmittel des Fonds.

Und viertens sind wir der Ansicht, dass der Beitrag, den Dividenden an der Gesamtrendite haben, generell unterschätzt wird, obwohl die meisten empirischen Studien gezeigt haben, dass die Wiederanlage der Dividenden über die Zeit den grössten Teil der Gesamtrendite ausmacht. Wir rechnen auch damit, dass dieses Verhältnis zwischen Dividenden und Kapitalerträgen in Zukunft noch deutlicher sichtbar wird, wenn das wahrscheinliche Szenario eines „Niedrigrendite-Umfelds“ an den Aktienbörsen eintritt – wie es von den meisten rationalen Marktbeobachtern, Makroökonomen und anderen Analysten langfristiger Finanzzyklen erwartet wird. Dieser Punkt ist besonders wichtig für alle Sparer, die ihr Wertpapierportfolio auf eine ausgewogene Anlagestrategie ausgerichtet haben (also einen Teil in Anleihen und einen Teil in Aktien halten).

Es ist klar, dass die Dividendenrendite weiterhin eine zentrale Rolle in unserer Portfoliomanagementstrategie spielen wird. Die Erwirtschaftung von Dividenden und deren sorgfältige Wiederanlage bleibt ein wichtiger Faktor für die langfristige Renditeakkumulation. Angesichts ihrer Bedeutung erscheint es uns tatsächlich überraschend, dass sie nach der gängigen Meinung immer noch lediglich als Nebeneffekt betrachtet wird.

Freundliche Grüsse

Gregor Trachsel,

Chief Investment Officer SG Value Partners AG